Einleitende Worte
Mit seiner liebevollen Strenge hat er unsere Kagraner Herzen erobert. Mit typischen Sätzen wie „In der Probe gibt’s keine Demokratie!“ bringt er uns immer wieder zum Schmunzeln, aber auch dazu immer unser Bestes zu geben. Die Mischung aus Witz und Ehrgeiz ist das was unsere Proben so locker machen und uns weiter bringen.
In seinem Interview zeigt Lukas wieder mal welcher Musiker in ihm steckt und wie nah er der Blasmusik Kagran ist. Wir freuen uns immer darauf unter ihm spielen und proben zu dürfen. Danke, Lukas, dass du so bist wie du bist.
Steckbrief
- Lukas Kobermann lernte bereits in der Volksschule Blockflöte und sang im Kinderchor mit
- Mit neun Jahren lernte er Trompete und ein Jahr später spielte er bereits in der Pfadfinderfanfare Wien
- 2008 ging er beruflich für zwei Jahre nach Berlin, lernte dort Horn und erhielt seinen ersten Unterricht im Dirigieren durch Tobias Haußig
- 2010 ging er nach Wien zurück wo er ein Jahr später die Leitung der Pfadfinderfanfare Wien übernahm
- 2012 begann er seine Studien Musikerziehung und Instrumentalmusikerziehung mit den Hauptinstrumenten Trompete und klassischen Gesang, die er 2018 abschloss
- Im Dezember 2017 übernahm er die musikalische Leitung des Blasmusikvereins St. Georg Kagran
- Seit dem Winter 2018 ist er Lehrer für Musik
- In der Freizeit liest er gerne historische Romane und unternimmt Ausflüge in seine Kindheit durch den Aufbau von Legomodellen.
Das Interview
1) Wie sieht der Alltag eines Kapellmeisters aus?
Mein Alltag ist eigentlich recht unspektakulär. Ich arbeite in der Schule und meistens unterrichte ich am Nachmittag meine Privatschüler (Trompete, Bariton, Gesang). Nachdem ich mich beruflich sehr viel und intensiv mit Musik beschäftige, versuche ich zuhause eher wenig Musik zu hören und auch die Stille zu genießen. In der heutigen Zeit, in der es oft zu einer Dauerbeschallung kommt, ist das ein Luxus, den ich mir gerne mal gönne.
Der Probenalltag ist da schon anders. Ich versuche in jeder Probe einen Schwerpunkt zu setzen, selbst wenn ich „nur“ Repertoirestücke probe. Da ich für die musikalische Qualität meines Orchesters verantwortlich bin, kann ich es nicht verantworten, Stücke bloß durchzuspielen. Wie meine Musikerinnen und Musiker mittlerweile wissen, bin ich recht akribisch und versuche meine Klangvorstellungen an die Musikerinnen und Musiker weiterzugeben. Mir ist es einfach wichtig, dass die Musikerinnen und Musiker wissen, was sie da tun, wenn sie musizieren und ein Gefühl für die Musik entwickeln.
Aber hin und wieder dürfen Stücke dann mal auch durchgespielt werden. Z.B.: An Geburtstagen.
2) Was bedeutet Musik für dich? Woher kommt deine Leidenschaft hierfür?
Musik ist so vieles:
Eine internationale Sprache, ein Ausdruck der Gefühle, eine hohe Kunst!
Als ich mich beruflich zwei Jahre in Berlin aufgehalten habe, habe ich gelernt, dass es ein großer Vorteil ist, wenn man ein Orchesterinstrument spielt. Gut, die sprachliche Barriere war da nicht so gegeben, aber dadurch, dass ich angefangen habe beim Jungen Ensemble Berlin mitzuspielen, konnte ich viele wunderbare Kontakte knüpfen! Letztlich habe ich dann beim damaligen Dirigenten des JEB Tobias Haußig meine Ausbildung als Dirigent begonnen.
Musik als Ausdrucksmittel ist so genial! Man stelle sich einen Film ohne Musik vor, das würde einfach nicht (mehr) funktionieren. Es gibt so gute Musik die für mich mit so unterschiedlichen Emotionen verknüpft ist. In meinen Proben versuche ich oft, diese Emotionen für die Musikerinnen und Musiker greifbar zu machen. Denn über die Emotion musiziert man meist besser, als wenn man die rein technischen Abläufe der Musik versteht aber keine Gefühle dazu hat.
Die hohe Kunst der Musik konnte ich während meines Studiums an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien entdecken. Ich habe mich während dieser Zeit musikalisch extrem weitergebildet und –entwickelt und habe verschiedenste Einblicke in die Welt der Musik erhaschen dürfen. Das war genial und ich zehre immer noch davon.
3) Welchen Stellenwert hat die Blasmusik/Musik in deinem Leben?
Durch meinen jetzigen Beruf (Musiklehrer) hat Musik einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben. Ich habe das Privileg, mein Hobby zum Beruf machen zu dürfen und bin jeden Tag dafür dankbar!
Die Blasmusik hat für mich immer schon einen hohen Stellenwert gehabt, auch wenn ich nicht in einer „echten“ Blasmusik groß geworden bin. Seit ich neun Jahre alt war, war für mich klar, dass ich einmal pro Woche eine Probe habe. Das hat mir dann auch in meiner Zeit in Berlin gefehlt und deswegen habe ich mir dort ein Orchester zum mitspielen gesucht.
Jetzt habe ich zweimal die Woche Probe und das ist auch schön, obwohl ich mir manchmal wünsche, dass ich mich einfach nur ins Orchester setze und mitspiele.
4) Was hat dich dazu bewegt Kapellmeister bei der Blasmusik Kagran zu werden?
„Schuld“ daran ist Dominik Jetzinger, der auch Tubist der Pfadfinderfanfare Wien ist und mich gefragt hat, ob ich mir das zutrauen würde. Als mich der damalige Obmann Gottfried Struggl dann angerufen hat und mir gesagt hat, dass die Wahl auf mich gefallen ist habe ich mich sehr gefreut.
Gereizt hat mich einerseits die andere Besetzung (Blasmusik und nicht Brassband) und andererseits die Arbeit mit dem Orchester.
5) Was ist das für ein Gefühl vor über 40 Musikern zu stehen und sie zu leiten?

Es ist eine hohe Verantwortung die ich da trage. Manche Dinge funktionieren sofort perfekt und bei manchen Dingen hakt es. Schuld daran ist aber immer der Kapellmeister. Wenn ich Stücke falsch einstudiere oder die falschen Stücke auswähle fällt das immer auf mich zurück, da ich das Orchester musikalisch führe. Gott sei Dank habe ich meine Helferlein, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen, aber erst nach der Probe, denn in der Probe gibt es ja keine Demokratie 😉
Aber es ist auch sehr schön zu sehen, das Musikerinnen und Musiker über sich hinauswachsen, sich freuen, wenn sie eine schwierige Passage gemeistert haben und Spaß und Freude an der Musik haben.
Wenn das sichtbar wird, habe ich meinen Job gut gemacht!
6) Was sind die nächsten Schritte, die du als Kapellmeister mit der Blasmusik Kagran vor hast?
Ich habe schon bei meiner Anstellung gesagt, dass für mich der Weg das Ziel ist. Mir ist es nicht wichtig, dass das Orchester in 4 Jahren in Stufe D antritt. Das halte ich nicht für sinnvoll, da es meistens an der Realität vorbeigeht und auch nicht mit dem dynamischen Leben in einem Blasmusikverein vereinbar ist.
Mein Ziel ist es, dass die Mitglieder des Orchesters zwar Spaß und Freude am Musizieren haben, dabei aber – ganz im Sinne meiner pädagogischen Ausbildung – auch etwas lernen und sich musikalisch weiterentwickeln, da Stillstand ja bekanntlich Rückschritt bedeutet.
Denn eines ist klar: Was man gern macht, macht man gut und wenn das erreicht wird, steigt das Selbstbewusstsein der Musikerinnen und Musiker und ein Orchester kann wieder organisch wachsen.
7) Klar steht die Musik als solches im Vordergrund – wie würdest du allerdings den Zusammenhalt zwischen den Musikern & die Loyalität gegenüber der Blasmusik Kagran einschätzen?

Ich finde der Zusammenhalt im Verein ist sehr gut. Sicher gibt es hin und wieder mal kleine Auseinandersetzungen oder Unstimmigkeiten die aber sehr schnell bereinigt werden. Ich habe schon das Gefühl, dass der Verein wieder zusammenrückt und gemeinsam vorwärtskommen möchte.
8) Was war dein bisher schönster/lustigster Moment mit den Kagranern?
Da gibt es mittlerweile viele, aber ein Moment ist mir in Erinnerung geblieben: In einer Probe hat mir eine Musikerin gesagt, dass sie es echt toll findet, dass ich nicht nur sage was nicht passt sondern auch erkläre wie ich es richtig haben möchte.
9) Wie schaffst du es die Musiker zu motivieren?
Es gibt ja zwei Arten der Motivation: die Äußere und die Innere. Von außen versuche ich die Musikerinnen und Musiker dazu zu bringen, über sich hinauszuwachsen, auch mal Dinge zu tun, die sie nicht so oft tun und ihnen zu zeigen, wie schön, toll und großartig Musik ist.
Dadurch sollte im Idealfall auch die innere Motivation der Musikerinnen und Musiker steigen und alles wird super 😉
10) Wer steht dir im Blasmusikverein St. Georg Kagran am nächsten?
Geographisch gesehen die Flöten und ersten Klarinetten 🙂
Ich versuche aber zu jedem Musiker und jeder Musikerin ein gutes Verhältnis aufzubauen. So ist sichergestellt, dass man ein angenehmes Gesprächsklima hat und kann als Kappellmeister gut arbeiten.
11) Wie zufrieden bist du mit der musikalischen Leistung der Kagraner Musiker?
Wann ist man zufrieden? Ich bin dann zufrieden, wenn ich weiß, dass meine Musikerinnen und Musiker das Maximum ihrer Leistung abgerufen haben. Ich bin mir sicher, dass in Kagran noch einiges möglich ist, aber was wir in diesen knapp eineinhalb Jahren geschafft haben ist schon mal ein guter Anfang und daher kann ich zufrieden sein.
12) Was möchtest du mit der Blasmusik Kagran erreichen?

Ich würde mir wünschen, dass das Orchester noch stärker wächst. Vor allem im Holz haben wir da noch großes Potenzial!
Ich wünsche mir, dass wir noch viele großartige Momente des Musizierens haben und gemeinsam wachsen. Auch ich habe durch die Leitung der Kagraner einiges lernen können.
Zu guter Letzt möchte ich erreichen, dass meine Musikerinnen und Musiker neugierig sind. In der Musik gibt es noch so viel Großartiges zu entdecken und zu erleben!
13) Was rätst du jemandem, der sich dafür interessiert ein Instrument für die Blasmusik zu erlernen?
Komm vorbei und reden wir drüber! Es gibt kaum ein Alter in dem man nicht noch ein Instrument lernen kann. Es gibt also keine Ausreden 😉
Schlussworte
Die große Aufgabe die Kagraner zu zähmen hat Lukas mit Bravour gemeistert. Er schafft es mit seiner korrekten Art, seinem musikalischen Wissen, aber auch gleichzeitig mit Witz und Charme uns zu Höchstleistungen anzuspornen. Er handelt überlegt und hat vor allem bei den oft so langweiligen Einspielübungen immer wieder neue Ideen.
Wir können uns glücklich schätzen einen so tollen Kapellmeister und musikalischen Leiter an unserer Seite zu wissen. So schnell lassen wir dich nicht mehr gehen, lieber Lukas 🙂
Mut zur Musik und auch zu falschen Tönen
Wie ihr merkt, ist der Einstieg zur Blasmusik Kagran ein Klacks mit so einer Unterstützung! Kommt einfach jederzeit bei uns vorbei und tretet mit uns in Kontakt!
Falsche Töne spielt auch mal der beste Musiker und wenn das in der Probe passiert muss der eine oder andere herzhaft lachen, denn Lukas ist nicht nur für seine Sprüche, sondern auch für seine aussagekräftige Mimik bekannt 🙂